Wann, wenn nicht jetzt...

... ist es Zeit für alles, was das Leben wirklich reicher macht? Für ein gelebtes, lässiges Selbstverständnis von Frauen, die sich mit + – 50 wohler, entspannter und besser fühlen als je zuvor – und genau das ausstrahlen. BeFifty ist der Blog von Beate, eine dieser erfolgreichen Frauen – mit sehr konkreten statt allgemeinen Profi-Tipps und Themen rund um Fashion / Beauty / Travel. 

 

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Ausstellung: Mondäner Chic der 1920er Jahre und kostbar bestickte Mode des späten 18. Jahrhunderts

Eine Studioausstellung im Bayerischen Nationalmuseum bis 31. Dezember 2016

 

Nur zwei Räume umfasst die kleine, aber sehr feine Ausstellung in den prächtigen Räumen des Bayerischen Nationalmuseums. Die perfekte Ausstellung für Modeinteressierte mit Sinn fürs Detail in der kurzen und meist leider hektischen Adventszeit. Zu sehen sind drei Damenkleider aus den goldenen zwanziger Jahren sowie festlich bestickte Damen- und Herrenkleidungsstücke aus dem späten 18. Jahrhundert. Die Ausstellung ist deshalb so sehenswert, weil es nur selten Gelegenheit gibt, aufwendig restaurierte Kleidungsstücke vergangener Epochen näher zu betrachten. 

Durch die großzügige Finanzierung einer Kunstliebhaberin aus München war es dem Museum möglich, zwölf Damengewänder einer eleganten Hamburgerin aus den 1920er-Jahrenzu erwerben. Aus diesem Konvolut werden nun ein Tages-Ensemble und zwei festliche Abendgarderoben präsentiert, die ganz dem Stil der Zeit entsprechen. Nach dem ersten Weltkrieg war die Mode geprägt von radikalen Veränderungen: Das Korsett wurde abgelegt, gewagte kniekurze Kleider kamen sogar für den Abend in Mode. Kunstseidenstrümpfe, glitzernde Stirnbänder, penibel gezupfte Augenbrauen sowie ein kurzgeschnittener Bubikopf unterstrichen die schmale Silhouette und den androgynen Look der Frau. Der Pelz fand großen Anklang in den 20ern, dabei wurde nicht mehr nur auf Hermelin oder Zobel gesetzt, sondern auch erschwinglichere Felle verarbeitet: Maulwurf, Bisam und Fohlen schmückten häufig den Mantelkragen einer modebewussten Frau.

 

In der Ausstellung ist ein knielanges Hängekleid in einem wunderschönen Blau zu sehen, dessen Ausschnitt und Taille durch einen breiten Rand aus schwarzen Glasperlen betont wird. Das Abendkleid aus dem Jahr 1928 ist heute noch so modern wie damals.

Daneben wird ein prächtiger Abendmantel mit Pelzbesatz sowie ein dunkelblau-cremefarbenes Tageskleid mit Weste präsentiert. Das Tageskleid zieren schlicht-elegante geometrische Muster im Stil des Art Déco. Man kann sich die Frau gut vorstellen, die diese Kleider trug: eine Garçonne, verführerisch weiblich und gleichzeitig androgyn, ganz im Stil der Zeit ohne ausgeprägte weibliche Formen, die Hüfte betont durch einen Gürtel oder eine Stoffschleife. Der Rock fiel sanft glockenförmig, lag in Falten oder hatte einen Zipfel, der Ausschnitt war, zumindest am Tag, relativ geschlossen. Lockere Westen oder Strickjacken wurden mit Hängekleidern in Pastelltönen oder weichen, sanften Farben kombiniert.

Am Abend wandelte sich das Bild. Die Ausschnitte reichten vorne und hinten fast bis zur Taille, Pailletten, Fransen und Volants aus hauchdünner Seide betonten die Kleider, die mit Capes oder Mänteln kombiniert wurden. 

Einen starken Kontrast zu diesen modischen Relikten der zwanziger Jahre bilden die im benachbarten Raum präsentierten Roben des späten 18. Jahrhunderts. Sie sind Teil der Textilsammlung des bayerischen Nationalmuseums, die zu den international führenden ihrer Art gehört. 1996 konnten über 800 Kostüme und Accessoires aus der Sammlungder gebürtigen US-Amerikanerin Lillian Williams erworben werden, die vor allem Stücke des 18. Jahrhunderts aus ihrer WahlheimatFrankreich zusammengetragen hatte. Darunter befanden sich einzelne Schnittteile mit der gleichen Stickerei, die sich nach gründlichen Recherchen zu einem vollständigen, äußerst seltenen französischen Hofkleid aus den 1780er Jahren zusammenfügen ließen, das nun in der Ausstellung zum ersten Mal gezeigt wird.

 

 

Ermöglicht durch die Bauer'sche Barockstiftung konnte das Gewand im Atelier für Textilrestaurierung konserviert und in den ehemals tragbaren Zustand zurückversetzt werden. Ergänzt wird das Kleid durch Halbfabrikate von Herrenwesten sowie anderer bestickten Herrenbekleidungsstücke aus der Zeit zwischen 1780 und 1800. Ein französisches Album mit den neuesten Stickmustern der damaligen Zeit verdeutlichtden Arbeitsprozess der Sticker. 

Bei dem hier erstmals repräsentierten Hofkleid handelt es sich vermutlich um das weltweit einzige seiner Art. Es besitzt ein schmales Oberteil mit engen Ärmeln und einem ausladenden, in Falten gelegten Rock. Die außerordentlich schöne und qualitätsvolle Stickerei verteilt sich über den gesamten cremefarbenen Seidenatlas.  Mit dem vorne geöffneten Manteau entspricht die Robe der traditionellen Form des dreiteiligen Kleides, wie es um 1780 zu förmlichen Gelegenheiten getragen wurde.

 

Die Vorderkanten des Manteaus, der Saum und der Vorstecker sind mit üppigen Bordüren aus Blumenbouquets in Seidenstickerei versehen. Das Zentrum für die Produktion solch luxuriöser Stoffe, die ausschließlich dem Adel vorbehalten waren, lag in Frankreich in der Stadt Lyon, die auf eine lange Seidenwebertradition verweisen konnte. Die Stickereien wurden in spezialisierten Ateliers hergestellt, denen ein Stickmeister vorstand. 1778 sollen in den Stickereimanufakturen Lyons etwa 6000 Stickerinnen tätig gewesen sein. Die Meister ließen von Künstlern entworfene Dessins auf Papier anfertigen, aus denen der Kunde ein Muster für die Stickerei auswählen konnte. Eine Werkstatt stellte auf diese Weise Halbfabrikate her, die später von einem Schneider zugeschnitten, dem Kunden angepasst und zusammengenäht wurden.

Die außergewöhnliche Ausstellung ist noch bis zum 31. Dezember 2016 zu sehen, ein anschließender Rundgang durch die übrigen Räume des Museums ist auf jeden Fall empfehlenswert. Danach noch auf einen Kaffee bei Fräulein Grüneis oder in der Goldenen Bar und man kann der vorweihnachtlichen Hektik perfekt entfliehen.

http://www.bayerisches-nationalmuseum.de/index.php?id=792

Über die Autorin: 

Daniela Christmann ist promovierte Kunsthistorikerin und freie Autorin. Sie lebt mit ihrer Familie schon lange in München, reist gerne, liebt unterschätzte Kunst und Ausstellungen, die den Blick herausfordern.

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